Freitag, 13. Juli 2012, 4. Tag
Schade,
dass wir heute weiterfahren, hier hat es uns allen sehr gefallen.
Beim nächsten Cornwall-Besuch kommen wir bestimmt wieder. Als wir
unser Frühstück essen, tritt eines der englischen Mädchen aus
einem der Nachbarzimmer an unseren Tisch und schenkt uns einen
stachligen Ball für den Strand, wir sind überrascht, denn wir
hatten bisher eigentlich keinen Kontakt zu ihnen gehabt, freuen uns
aber.
Heute
fahren wir nach Tintagel, der Sage nach der Ort, an dem König Arthur
seine Tafelrunde ins Leben gerufen haben soll.
Vorher
aber wollen wir uns noch eine Glasbläsermanufaktur anschauen. Das
liegt auf dem Weg und klingt interessant. „Dartington“ scheint
eine recht lange Tradition zu haben und hat u.a. auch für das
englische Königshaus bereits einige Stücke angefertigt.
Ungünstig,
dass wir genau in der vormittäglichen Pause ankommen und so erst
einmal im Fabrikladen eine Stunde totschlagen müssen. Im Eingang
erschlägt einen geradezu eine Auswahl an Bechern, Gläsern,
Untersetzern und anderer Kram anlässlich der Sommerolympiade, die ja
dieses Jahr in London stattfindet. Überhaupt ist ganz England völlig
zugemüllt mit Merchandising-Mist. An jeder Ecke muss man sich
ducken, um nicht eine „London 2012“-Fahne ins Gesicht zu
bekommen, von überall grinst einen der Löwe an, eines der
offiziellen Maskottchen, das andere kann man auch mit viel Fantasie nicht identifizieren.
Selbst das Logo von „KitKat“ wurde zu „BritKat“ umgestaltet.
Ist das bei uns auch so schlimm, wenn sich so ein Ereignis ereignet?
Die
Bläserei selbst ist dann aber recht ansprechend eingerichtet, man
schaut sich Musterstücke aus der Vergangenheit an (wie den Glaskelch
anlässlich Lady Dianas und Prinz Öhrchens Hochzeit mit Widmung,
limitiert auf 5000 Stück), kann selbst etwas bemalen oder
Glasschmuck basteln. Ebenfalls gibt es die „gläserne“ Fabrik
(ich bin stolz auf dieses Wortspiel), also wie bereits in Cheddar
sieht man die Angestellten ihre Arbeit verrichten und kann sie nach
Herzens Lust anstarren, fotografieren oder Grimassen schneiden. Nach
einer Weile sind wir dessen überdrüssig und machen uns auf den Weg.
Nach
knapp zwei Stunden Fahrt biegen wir auf eine typische englische
Nebenstraße ein, d.h. es passen keine zwei PKW nebeneinander vorbei
und auf beiden Seiten befinden sich jahrhundertealte bewachsene
Steinmauern, die mindestens zwei Meter in die Höhe reichen. Als sie
dann auch noch unbefestigt wird und langsam zu befürchten ist, das
nicht mal ein Auto allein Platz hat, wird uns etwas mulmig. Zudem
führt uns der Weg ziemlich genau auf die Klippen und den Ozean zu.
Wir schauen uns erschrocken an, halten aber durch, schließlich
zeigt das GPS unbeirrt in diese Richtung. Und es hat Recht. Wir
kommen etwas irritiert, aber unbeschadet in der Jugendherberge
Tintagel, direkt an den Klippen an.
Wir
checken ein und machen gerade Abendbrot, als eine Jugendgruppe,
scheinbar ein Chor, eintrifft und die restlichen Zimmer und auch
sonst alles in Beschlag nimmt. Altersmäßig ist von ca. vier bis
jenseits der 50 alles vertreten, allerdings sind die Teenager in der
Überzahl.
Nach
unserem opulenten Mahl, wir hatten asiatisch gekocht, gehen meine
Frau und ich noch auf einen Spaziergang ins Dorf. Es ist nicht weit
und der Weg wurde uns vom Herbergsbeauftragten vor Ort empfohlen. Auf
der Strecke liegt eine alte Kirche und ein mittelalterlicher
Friedhof, vom Setting her wie aus einem Highlanderfilm entsprungen. Ich entdecke einen Fasan und folge ihm ein paar Meter durch die
Reihen der Gräber. Dann kommen wir auf einen Weg, der uns ins
Dorfzentrum führt. Wir drehen eine kurze Runde durch das Dorf und
schauen, was für morgen auf dem Plan stehen wird, denn heute hat
bereits alles geschlossen. Nachdem wir die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten gesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg,
denn es fängt bereits an zu Dämmern und wir wollen ungern bei
stürmischen Windböen, immer wieder einsetzendem Regen und
beginnender Nacht an den Klippen umher wandern.
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