Samstag, 14. Juli 2012

Der rechtmäßige König


Samstag, 14. Juli 2012, 5. Tag

Ich werde wach. Eigentlich werde ich unsanft geweckt, denn es sei schon acht. Ich nehme das erstmal so hin, schaue dann aber doch nochmal sicherheitshalber auf meine Uhr. Von wegen, es ist kurz nach sieben und da ich gestern nach „Aladdin“ noch ein wenig geschrieben habe... ums kurz zu machen, es war schon dunkel draußen und alles um mich herum hatte geschlafen. Jetzt bin ich zum einen noch recht müde und zum anderen ein wenig ungehalten (ich persönlich würde mich morgens mit so einer Stimmung nur ungern aushalten müssen, es gibt so Tage...) Ich frage, auf welche Uhr sie denn geschaut habe? Der Laptop, na klar, der läuft auf deutscher Zeit...

Nach dieser morgendlichen Episode heißt es „same procedure as...“ gestern, also Frühstück, packen, auschecken (schreibt man das echt so?) und los. Heute geht es endlich nach Land's End. Eins der Highlights, auf das wir uns alle schon seit Beginn der Reise freuen.

Aber vorher noch wie bereits erwähnt die Liste von gestern abarbeiten. Wir parken auf einem der hier allseits beliebten „pay and display“ Parkplätzen und laufen dann zum „Old Post Office“.
Natürlich sind wir viel zu früh, Achtung déja-vu: es hat noch alles geschlossen. Also auch hier gleicher Ablauf, erst kurzer Spaziergang und dann, als Leben in das Dorf kommt gehen wir Richtung „King Arthur's Great Hall“.
Dies ist ein Museum, Anfang des vergangenen Jahrhunderts ins Leben gerufen von einem Millionär (1927 von Frederick Thomas Glasscock, Anm. d. Red.), der sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Schloss bzw. die Große Halle Arthurs möglichst originalgetreu nachzubauen. Wir treten durch den Eingang und kommen in einem Souvenirshop an. Da hier niemand ist, vertreiben wir uns die Zeit und schauen uns um, sehr gründlich, denn es dauert gefühlte Stunden, bis der ältere Herr uns endlich unser Geld abnimmt und uns in einen weiteren Vorraum der Großen Halle begleitet. An den Wänden hängen Gemälde, die verschiedene Stationen aus Arthurs Leben zeigen aber auch einige Wappen. Uns wird empfohlen, auf dem Thron und darum herum Platz zu nehmen um die „Lightshow“ bestmöglich verfolgen zu können. Dann geht es los. Wir bekommen grob die Geschichte Arthurs erzählt, also vom Schwert im Stein über den Erhalt von Excalibur bis zu seinem Tod durch den eigenen Sohn. Hierbei wird jeweils ein Wappen oder Gemälde passend zum gerade Besprochenen angeleuchtet, sehr entspannt und ruhig lernt man so die Sage kennen. Im Anschluss gehen wir durch einen Gang und kommen in die Große Halle. Hier stehen die Tafelrunde in Holz und gegenüber aus cornischem Marmor. Außerdem natürlich Arthurs Thron auch jeweils eine Ausführung, etwas Ritterzubehör, eine Replik des Schwertes (diesmal im Amboss steckend, scheinbar ist man sich bei diesem Detail nicht so einig) und besonders schön anzusehen jede Menge bunte Glasfenster, die entweder Szenen der Saga oder das Wappen eines Ritters abbilden. Außerdem kann man auch heute noch Mitglied des Ritterordens werden, der sich als Orden der Gefährten von den Rittern der Tafelrunde ("Order of the Fellowship of the Knights of the Round Table") bezeichnet und von dem gleichen Millinär gegründet wurde, welcher dann anlässlich die große Halle bauen ließ. Jede Menge Fotos später sind wir wieder im Souvenirvorraum.

Der nächste Punkt auf der Liste ist das „Old Post Office“. Es gehört zum „National Trust“ in dem wir für die Zeit der Reise Mitglieder sind (natürlich für einen kleinen Unkostenbeitrag) und somit für uns ohne Eintritt zu besichtigen. Eigentlich handelt es sich bei dem Postgebäude gar nicht um eine Post im ursprünglichen Sinne. Es ist ein altes Landhaus aus dem 14. Jahrhundert, typisch für diese Gegend und einfach super erhalten. Post war es für ganze acht Jahre, aber scheinbar so beeindruckend, dass der Name geblieben ist. Es ist wirklich sehr hübsch und einen Besuch wert.

Hinterher schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt, fürs kleine Kind fallen ein Paar Gummistiefel (hier „Wellies“ genannt) ab und ich erstehe einen alten Haifischzahn an einem Lederband, jeder sollte einen haben ;-)

Dann geht es aber los Richtung Penzance und die YHA Land's End bei St. Just. Kurz vor der Ankunft gehen wir noch in einen Boot's, Next, Mark's & Spencer's und zwar in dieser Reihenfolge und jeweils in der Superstore-Ausführung (ich möchte jetzt nicht näher darüber eingehen, was es bedeutet während des „summer sale“ in den riesigen Konsumtempeln „einzukaufen“ (Survivaltraining trifft es eher). 
Schließlich kommen wir aber in der Herberge an und sind alle sehr zufrieden, denn wie schon erwähnt, fieberten wir auf diesen Abschnitt der Reise besonders hin. Ich bin so fertig wegen der kurzen Nacht, der Fahrt (ich hatte schon von den englischen Straßenverhältnissen erzählt?!) und natürlich auch des Überlebenskampfes wegen, dass ich ohne Umwege ins Bett falle. 
Im Nachhinein lasse ich mir erzählen, dass der Rest der Familie erst Abendbrot gegessen hatte und dann noch zum Strand gegangen sein muss. Davon habe ich überhaupt nix mitbekommen. Später werde ich etwas traurig darüber sein, denn ich schaffe es hier den kompletten Aufenthalt nicht einmal, ans Wasser zu gehen.

Freitag, 13. Juli 2012

Von Westward Ho! nach Tintagel


Freitag, 13. Juli 2012, 4. Tag

Schade, dass wir heute weiterfahren, hier hat es uns allen sehr gefallen. Beim nächsten Cornwall-Besuch kommen wir bestimmt wieder. Als wir unser Frühstück essen, tritt eines der englischen Mädchen aus einem der Nachbarzimmer an unseren Tisch und schenkt uns einen stachligen Ball für den Strand, wir sind überrascht, denn wir hatten bisher eigentlich keinen Kontakt zu ihnen gehabt, freuen uns aber.

Heute fahren wir nach Tintagel, der Sage nach der Ort, an dem König Arthur seine Tafelrunde ins Leben gerufen haben soll.
Vorher aber wollen wir uns noch eine Glasbläsermanufaktur anschauen. Das liegt auf dem Weg und klingt interessant. „Dartington“ scheint eine recht lange Tradition zu haben und hat u.a. auch für das englische Königshaus bereits einige Stücke angefertigt. 
 
Ungünstig, dass wir genau in der vormittäglichen Pause ankommen und so erst einmal im Fabrikladen eine Stunde totschlagen müssen. Im Eingang erschlägt einen geradezu eine Auswahl an Bechern, Gläsern, Untersetzern und anderer Kram anlässlich der Sommerolympiade, die ja dieses Jahr in London stattfindet. Überhaupt ist ganz England völlig zugemüllt mit Merchandising-Mist. An jeder Ecke muss man sich ducken, um nicht eine „London 2012“-Fahne ins Gesicht zu bekommen, von überall grinst einen der Löwe an, eines der offiziellen Maskottchen, das andere kann man auch mit viel Fantasie nicht identifizieren. Selbst das Logo von „KitKat“ wurde zu „BritKat“ umgestaltet. Ist das bei uns auch so schlimm, wenn sich so ein Ereignis ereignet?

Die Bläserei selbst ist dann aber recht ansprechend eingerichtet, man schaut sich Musterstücke aus der Vergangenheit an (wie den Glaskelch anlässlich Lady Dianas und Prinz Öhrchens Hochzeit mit Widmung, limitiert auf 5000 Stück), kann selbst etwas bemalen oder Glasschmuck basteln. Ebenfalls gibt es die „gläserne“ Fabrik (ich bin stolz auf dieses Wortspiel), also wie bereits in Cheddar sieht man die Angestellten ihre Arbeit verrichten und kann sie nach Herzens Lust anstarren, fotografieren oder Grimassen schneiden. Nach einer Weile sind wir dessen überdrüssig und machen uns auf den Weg.

Nach knapp zwei Stunden Fahrt biegen wir auf eine typische englische Nebenstraße ein, d.h. es passen keine zwei PKW nebeneinander vorbei und auf beiden Seiten befinden sich jahrhundertealte bewachsene Steinmauern, die mindestens zwei Meter in die Höhe reichen. Als sie dann auch noch unbefestigt wird und langsam zu befürchten ist, das nicht mal ein Auto allein Platz hat, wird uns etwas mulmig. Zudem führt uns der Weg ziemlich genau auf die Klippen und den Ozean zu. Wir schauen uns erschrocken an, halten aber durch, schließlich zeigt das GPS unbeirrt in diese Richtung. Und es hat Recht. Wir kommen etwas irritiert, aber unbeschadet in der Jugendherberge Tintagel, direkt an den Klippen an.

Wir checken ein und machen gerade Abendbrot, als eine Jugendgruppe, scheinbar ein Chor, eintrifft und die restlichen Zimmer und auch sonst alles in Beschlag nimmt. Altersmäßig ist von ca. vier bis jenseits der 50 alles vertreten, allerdings sind die Teenager in der Überzahl.

Nach unserem opulenten Mahl, wir hatten asiatisch gekocht, gehen meine Frau und ich noch auf einen Spaziergang ins Dorf. Es ist nicht weit und der Weg wurde uns vom Herbergsbeauftragten vor Ort empfohlen. Auf der Strecke liegt eine alte Kirche und ein mittelalterlicher Friedhof, vom Setting her wie aus einem Highlanderfilm entsprungen. Ich entdecke einen Fasan und folge ihm ein paar Meter durch die Reihen der Gräber. Dann kommen wir auf einen Weg, der uns ins Dorfzentrum führt. Wir drehen eine kurze Runde durch das Dorf und schauen, was für morgen auf dem Plan stehen wird, denn heute hat bereits alles geschlossen. Nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg, denn es fängt bereits an zu Dämmern und wir wollen ungern bei stürmischen Windböen, immer wieder einsetzendem Regen und beginnender Nacht an den Klippen umher wandern.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Alles Käse


Donnerstag, 12. Juli 2012, 3. Tag

Gestern Abend hatten wir es nicht mehr geschafft noch rechtzeitig in einen Laden zu gehen, um uns für das Frühstück einzudecken. Also an der Rezeption bestellt und bezahlt, sodass wir heute mal das Essen gemacht bekommen. So einfach geht das. Interessanterweise unterscheidet es sich kaum von unserem selbstgemachten, denn auch hierbei handelt es sich um „full english breakfast“. Kleine Unterschiede gibt es aber doch, so z. B. dass wohlschmeckende Pilze mit von der Partie sind und statt „pouched“ (pochierte) nun „scrambled“ (gerührte, nicht geschüttelte) eggs auf dem Tisch stehen.
Was gestern Abend ebenfalls (wiedermal) nicht gelungen ist, war der Versuch der modernen Kommunikation via Internet. So langsam habe ich das Gefühl, wir werden jede sich bietende Gelegenheit nutzen müssen, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Nun ja, ich bleibe dran.

Nach dem Frühstück gleicher Ablauf wie gestern, wir packen, checken aus und ziehen weiter. Allerdings vorerst nicht allzu weit, denn wir wollen uns die Käseproduktion des gleichnamigen Erzeugnisses im Ortskern anschauen („The only Cheddar, made in Cheddar!“).
Was wir als erstes im Ort feststellen ist, dass wir scheinbar viel zu schnell waren, denn das Dorf schläft noch. Es ist kurz nach halb zehn, aber die meisten Geschäfte und auch die Käsefabrik öffnen erst nach zehn, sodass wir quasi zu einem Spaziergang genötigt werden. Der Ort ist schnell durchquert und wir haben eine Liste der Läden erstellt, in die wir nach deren Öffnung hinein wollen.
Dann ist es soweit, plötzlich erwacht das Dörflein zum Leben, überall werden Türen geöffnet, Schilder und Waren vor die Geschäfte gestellt und wir können loslegen.
Nach einer Weile gehen wir dann in die kleine Fabrik, in der, wie wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten, der Cheddar in Manufaktur hergestellt wird. Durch eine Glasscheibe dürfen wir das heutige Opfer des Voyeurismus betrachten, ein Schild meint, er hieße Arek. Neben seinem Bild ist das einer Kuh. Ich kann mich nicht recht entscheiden, wer von den beiden gelangweilter in die Kamera blickt... Wir schauen uns den Film an, der recht genau und bis ins kleinste Detail verrät, wie der Käse hergestellt wird und welche 101 Schritte dafür nötig sind (ich kann mich inzwischen nur noch vage daran erinnern). Zum Ende gibt es den obligatorischen Shop und wir kaufen etwas von dem wirklich leckeren Käse.


Jetzt geht es aber doch weiter. Und zwar nach Wookey Hole. Das ist nur ein paar Kilometer entfernt und verspricht eine Menge Aktivitäten. Nach kurzer Fahrt sind wir da. 
Tickets organisiert und rein ins Vergnügen, welches sich zunächst als geführte Tour durch das Höhlensystem darstellt. Hübsch gemacht, niedlich gestaltet, insgesamt sehr kurzweilig u.a. auch deshalb, weil die Führerin es geschickt versteht, das Ganze unterhaltsam herüber zu bringen. Kurz vor Ende der Führung kommen wir an einem abgesperrten Bereich vorbei. Hier wird ein Teil des Cheddars zum Reifen gelagert, dem wir heute morgen beim Entstehen zugeschaut hatten.
 
Als wir aus den Höhlen treten, finden wir uns in einer Art Dinopark wieder. Es gibt ein paar ausgestellte Dinoplastiken und auch Feen, King Kong, Neandertaler, eine Ausstellung über das Höhlentauchen, eine über das Zirkusleben und dessen Entstehung aus Freakshows. Desweiteren finden wir einen Indoor-Spielplatz (hier haben zwei ein halb Erwachsene lange darauf gewartet, dass eine Fast-fünfjährige den Spaß am Herumtollen verliert; verloren haben wir, nämlich die Geduld und so wurde sie mehr oder weniger aus dem Tollhaus "ge-/entführt"), einen Spiegelsaal, noch funktionierende alte Spielautomaten aus dem 19. Jahrhundert und natürlich auch wieder einen Shop. Klingt bunt zusammengewürfelt, ist es auch. Spaß gemacht hat es trotzdem und alles aufgezählt habe ich bestimmt nicht (z.B. fehlt die Papierherstellung)...

Nach ca. zwei bis drei Stunden Aufenthalt sitzen wir wieder im Auto und fahren weiter Richtung Westward Ho!. Beim Buchen der Jugendherberge dachte ich eigentlich, dass das der Name der Herberge sei, aber inzwischen weiß ich, das der gesamte Ort so genannt wird.
Unser heutiges Heim liegt auf einem kleinen Hügel (meine Familie würde wohl Berg sagen, aber seit ich in den Alpen marschieren war... aber das ist eine andere Geschichte) und von dort hat man eine wundervolle Aussicht über das Dorf und den Ozean. Es ist so schön, dass wir auf jeden Fall nach dem Abendbrot zum Strand gehen wollen und das dann sogar auch machen. 
 
Gut Strand ist etwas viel gesagt, es liegen vor allem große Steine herum, aber an das Wasser kommen wir fast heran. Fast deshalb, weil Ebbe herrscht und wir die Wellen in der Ferne erahnen. Schön ist es trotzdem.



Außerdem finden wir uns alsbald erneut in einem „amusement pier“ wieder und wir fühlen uns beinahe gezwungen ein paar Münzen zu investieren und gehen schließlich auch mit einem weiteren Kuschelbären im Arm heraus.
Wieder in der Unterkunft der erneute Versuch des Aufbaus einer Internetverbindung. Erneut erfolglos. Ich bin langsam am Verzweifeln. Also schauen wir zur Entspannung „Peter Pan“ und lassen den Abend ausklingen.

Mittwoch, 11. Juli 2012

2. Tag, Glück im Spiel...


Mittwoch, 11. Juli 2012, 2. Tag

Eigentlich hatte ich gestern Abend noch versucht, das mobile Internet zum Laufen zu bringen, um die neusten Erlebnisse online zu stellen.
Als ich noch vor ein paar Wochen in München war und einen kurzen Abstecher nach Salzburg gewagt hatte, erwarb ich dort einen USB-UMTS-Stick von drei.at, die damit werben, dass das Ganze u.a. auch in Großbritannien funktionieren soll.
Nun ja, ich verließ mich darauf und es funktioniert nicht. Weder im Stick direkt am Rechner, noch im Handy als WiFi-Zelle. Mal sehen, wie das weitergeht. Bis dahin schreibe ich das Ganze einfach vor und sollte sich eine Gelegenheit ergeben, wird’s hochgeladen.


Ich werde von meiner Frau geweckt. Ich war noch nicht fertig mit schlafen, aber ich habe das Gefühl, das ist nicht das letzte Mal in diesem Urlaub gewesen.
Wir machen uns fertig und bereiten unserer Frühstück in der „self-catering kitchen“ zu, wie bereits erwähnt typisch britisch mit „baked beans“, Bacon, pochierten Eiern, Crumpets (von uns Lochbrot genannt, keine Ahnung, ob das 'ne offizielle Übersetzung ist, falls es die überhaupt gibt) und natürlich Cheddar-Käse.
Anschließend packen wir unsere Sachen, wir müssen bis spätestens 10 Uhr das Zimmer verlassen haben. Das Gepäck lassen wir vorerst im „luggage room“, denn wir wollen noch einen Spaziergang durch das hübsche Städtchen machen.

Wir laufen zuerst die gleiche Route, die ich am Abend zuvor gewählt hatte. Bei Tageslicht sieht das Städtchen noch niedlicher aus. Dann biegen wir ab und laufen über das Gelände der „Bristol Cathedral Choir School“. Sehr ordentlich angelegt und natürlich mit Gebäuden, die mindestens 300 Jahre alt sind, bebaut.


Überall im Stadtgebiet treffen wir auf die Tischtennisplatten, die völlig kostenfrei bespielbar sind, eine tolle Idee, in Berlin aber wohl niemals umsetzbar...



Unser Ziel ist ein kleines Einkaufscenter, in der Hoffnung dort einen Orange-Laden zu finden, um die Sim-Karten aufzuladen, die meine Frau noch vom letzten Aufenthalt in England hat. Nach einem Fußmarsch von ca. 15 Minuten kommen wir in dem Center an und haben Glück. Die alten Karten sind zwar nicht mehr verwendbar, dafür kommen wir aber mit drei neuen aus dem Laden (klingt schlimmer, als es ist: eine Karte für das Internet, eine zum Telefonieren und eine ist ein Mitbringe-Auftrag für Daheimgebliebene). Dann kaufe ich noch schnell eine Regenjacke und einen kleinen süßen Minidrachen für das Kind in einem waschechten Outdoor-Laden und dann nix wie zur Herberge und weiter geht es nach Cheddar.

Vorher müssen wir aber noch den Kindersitz abholen, der von meiner Frau bei Ebay ersteigert wurde und nun hier in Bristol abgeholt werden will (tja im Wald wohnen reicht nicht, Fuchs muss man sein ;-) ). 
Dazu fahren wir an den Stadtrand in eine typische englische Reihenhaussiedlung, ohne Navi undenkbar, dass wir diesen Ort jemals gefunden hätten. Der Eingang wirkt eher wie ein unauffälliger Hinterausgang und wir sind uns sehr unsicher, ob wir hier richtig sind und ob wir uns noch legal verhalten. Aber diese Sorgen sind völlig unbegründet, ein netter älterer Herr ohne Zähne öffnet uns die Tür, überreicht uns strahlend den Sitz und spricht ein paar Sätze mit uns, die wir beide absolut nicht verstehen. Macht aber nix, der Sitz ist wirklich in einem erstklassigen Zustand und für 10 € ein irres Schäppchen, sodass wir ihn einfach schnappen und uns freundlich verabschiedend schnell in Richtung Cheddar aus dem Staub machen.

Auf dem Weg dorthin machen wir jedoch noch einen kurzen Abstecher nach Weston-super-Mare. Zuerst gehen wir am Strand den neu erworbenen Minidrachen steigen lassen, was besser klappt als erwartet und auch echt Spaß macht.
Danach schauen wir uns den weltberühmten „Grand Pier“ an, v. a. für seine Spielautomaten bekannt. Und natürlich können auch wir nicht widerstehen das ein oder andere Spielchen zu wagen. Wir fahren Autoscouter, mein Kind bowlt, ich versuche mich an „House of the dead“, „House of the dead III“ und „Time Crisis III“ (alles im Auftrag, war aber sehr kurzweilig), außerdem schieße ich ein paar Piraten ab. Auch die Kuscheltiergreifer ziehen uns in ihren Bann. Bei den meisten ist nichts zu holen, aber bei den Glücksbärchis und den Muppets bin ich nach einigen Versuchen (trotz der Zweifler und mit verhältnismäßig geringem finanziellen Einsatz) erfolgreich und so haben wir jetzt einen rosafarbenen Glücksbärchi mit gekreuzten Lutschern (kennt vielleicht jemand seinen wahren Namen?) und Kermit (mein großer Stolz) als neuste Familienmitglieder in unserem Besitz.

Mittlerweile ist es relativ spät geworden und wir machen uns auf den Weg zur Jugendherberge. Es sind nur noch ein paar Geschäfte offen, wir hatten fast vergessen, dass hier die meisten Läden bereits um 18 Uhr oder früher schließen, natürlich bis auf die „superstores“ welche oft bis spät abends und auch am Wochenende geöffnet haben. In einem solchen kaufen wir noch etwas für das morgige Frühstück nach.

Zum Abschluss des Tages kommen wir in Cheddar an und machen uns ein schönes Abendbrot. Witziger Weise ist unser Zimmer im Prinzip in der Küche der Herberge, was anfangs etwas irritiert, dann aber ganz praktisch ist, da so die Wege recht kurz sind...

Dienstag, 10. Juli 2012

Ankunft in England


Dienstag, 10. Juli 2012, 1. Tag

Endlich, es ist soweit. Nachdem wir den heutigen Vormittag noch so gut es ging vertrödelt haben, geht es schließlich los.

Irgendwie hatte es mein Vater geschafft sich so früh von Arbeit loszueisen, dass er pünktlich um 14 Uhr bei uns eintraf. Schnell noch einen Kindersitz ins Auto geworfen und ab geht’s zum Flughafen. Natürlich nicht, ohne nochmal einen Stau mitzunehmen, aber dank großzügiger Planung ist auch das kein Problem.

Am Flughafen abgeladen, viel mehr war das tatsächlich nicht, denn die Kurzparker-Preise haben es in sich, huschten wir flink in durch die Hallen und fanden schnell unseren Check-In-Schalter. Kurzer Check, ob das Handgepäck wirklich den erlaubten Abmessungen entspricht und der aufzugebende Koffer auch nicht zu schwer ist, mit 19,2 kg beinahe perfekt ausgenutzt.
Am Schalter die erste Überraschung, wir hätten doch zwei Koffer aufgeben können, sowohl für Hin- als auch Rückflug ist das so gebucht. Steht auch auf dem Ausdruck. Wir hätten beide schwören können, wir hätten nur einen Koffer inklusive... Na ja, hätte uns ein wenig Panik beim Packen erspart aber so haben wir auf dem Rückflug keine Sorgen, schließlich wartet noch ein Koffer in Bath auf uns, der bei Ebay ersteigert wurde.

Weiter geht es durch die Security und dann stehen wir auf der anderen Seite und warten. Eigentlich soll der Flug um 16:55 Uhr gehen, aber wegen eines ins linke Triebwerk geratenen Vogels werden noch zusätzliche Checks durchgeführt, mit uns als Zeugen, denn unsere Maschine steht nur ein paar Meter von unserem Gate entfernt und wir haben einen direkten Blick darauf. Das macht die Wartezeit natürlich nicht erträglicher, um uns herum schreien und rennen Kinder, auch unser eigenes ist nur noch schwer zu bändigen, alle werden nervös und nur bei der geringsten Bewegung von Seiten der Mitarbeiter springen alle Fluggäste auf, um die ersten am Ausgang zu sein, denn bei EasyJet herrscht freie Platzwahl...

Um 17:30 hebt die Maschine ab. Jetzt geht es also wirklich los. Ich überlege noch, ob ich die englischsprachige Stewardess in ein Gespräch verwickeln soll, in dem ich ihr erkläre, dass ein Ebook nur sehr unwahrscheinlich das Flugzeug zum Absturz bringen wird, sollte es bei Start oder Landung benutzt werden, entscheide mich dann aber dazu, die wenigen Minuten aus dem Fenster zu schauen und nicht auffällig zu werden.

Nach einem ereignislosen Flug und knapp zwei Stunden Später landen wir sicher in Bristol. Die Uhren gehen hier etwas langsamer, deshalb müssen wir sie eine Stunde zurückstellen.

Ich werde zügig durch die erneute Personenüberprüfung gelassen, der Rest der Familie wird genauer untersucht, ich finde das richtig, denn sie sehen schon recht verdächtig aus...

Im Anschluss steuern wir zielstrebig auf die Autovermietungen zu. Nach kurzer Verhandlung bekommen wir einen recht neuen silbernen Vauxhall (also Opel, nur viel cooleres Emblem) Insignia mit etwas über 25000 Meilen auf der Uhr. Der Kofferraum ist größer, als er aussieht und das Gepäck verschwindet ohne Probleme komplett darin. Ab sofort wird also ständig verhandelt werden, wer fahren darf. Zum Glück habe ich noch die Versicherung hinzugebucht, mit der die Zuzahlungen bei eventuellen Schäden entfallen, aber dazu später mehr.

Die erste Fahrt dauert nicht lang, vielleicht 15 Minuten, doch bekommen wir ein gutes Gefühl für die Straßenverhältnisse in England. Der erste Anlaufpunkt ist, wie sollte es anders sein, ein Tesco unweit des Flughafens. Der Einkauf hingegen ist ausgedehnt und wir schwelgen ob des Angebots im siebten Himmel. Wichtigste Erwerbungen: gebackene Bohnen, Bacon, Crumpets, Cheddar und diverse Sorten Trinkschokolade. Also alles was man für ein „full English breakfast“ braucht. 

Es geht weiter zur Jugendherberge in Bristol. Dank der Navis (ein TomTom One und mein Garmin Dakota) finden wir ohne Probleme unseren ersten Ort zur Übernachtung. Die Herberge liegt direkt am Fluss, überhaupt ist Bristol viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.
Wir können nicht unmittelbar am Haus parken, aber ein paar Minuten zu Fuß entfernt gibt es einen „pay and display“ Parkplatz, der nicht zu teuer ist.

Auf dem Rückweg trenne ich mich von meiner Familie, um meinen ersten Geocache in England zu finden. Auf dem Dakota habe ich gesehen, dass nur knapp 500 Meter entfernt von unserer Herberge etwas versteckt ist. Dazu muss ich über die Brücke, welche gegenüber des Einganges ist, danach geht es weiter über den „Millenium Square“. Ich sehe eine große silberne Kugel und ein paar bunte Lichter, die sich in den vielen Brunnen spiegeln.

 Außerdem komme ich an mehreren Tischtennisplatten vorbei, die allesamt mit Kellen und Bällen zum spontanen Spiel ausgestattet sind, kostenfrei. Kurze Zeit später habe ich den Cache durch Zufall unter einem Stein gefunden und bin auf dem Weg zurück.
Die Familie wollte sich schonmal die Küche ansehen und Abendbrot essen. Ich komme an einem „original Turkish Kebap“ vorbei und kann nicht widerstehen. Wie wohl ein britischer Döner aussieht und schmeckt? Der Verkäufer ist tatsächlich Türke und wir kommen ins Gespräch. In ein paar Wochen wird er seinen Cousin in Frankfurt besuchen... 
Der Mann hinter mir ist Pole und so fühle ich mich fast wie zu hause ;-)
Britischer Döner:


Es sind nur noch ein paar Schritte zur Unterkunft, die schnell gemacht sind. Wie ich erwartet habe sitzt die Familie noch in der Küche und so essen wir gemeinsam zu Ende.

Samstag, 7. Juli 2012

Planung und Vorgeplänkel

Planung und Vorgeplänkel

Am kommenden Dienstag ist es also endlich soweit. Nach drei langen Jahren machen wir wieder Urlaub. Einen richtigen. Mit Land verlassen und Flugzeug fliegen und allem Drum und Dran. Wir werden uns (erneut) Englands Süden anschauen, genauer gesagt gehen wir auf eine Rundreise in Cornwall, welche wir in Bristol beginnen. 

Die ersten Schritte haben wir bereits im Januar getätigt, in dem wir Flug und Mietwagen gebucht hatten. Leider stellten wir fest, nachdem wir die Buchungsbestätigung per Email bekamen, dass ich ja noch gar keinen Urlaub eingereicht hatte. Zum Glück hatte meine Zweitchefin Erbarmen mit mir und setzte die nötigen Hebel in Bewegung, sodass sich letztlich alles in Wohlgefallen auflöste (Merke: erst Urlaub beantragen, dann buchen).

Wir haben den Anbieter EasyJet gewählt, in der Hoffnung, dass wirklich alles easy wird. Die erste Hürde wird sein, dass wir nur einen großen Koffer haben werden und das restliche Gedöns im Handgepäck unterbringen werden müssen. Somit ist die Wahl des Handgepäckstückes von immenser Wichtigkeit und will wohl bedacht sein.

In den folgenden Monaten folgten peu à peu die Übernachtungen, allesamt gebucht über das weltweite Netz, die wir vorrangig in Jugendherbergen verleben werden. Einmal allerdings haben wir auch ein Hotelzimmer, da gibt es dann sogar Frühstück, das wir nicht selbst vorbereiten müssen.

Diese Reise bietet mir in vielerlei Hinsicht neue Erfahrungen. Eine davon ist das vorliegende Blog, mein Erstlingswerk, da ich bisher keine Notwendigkeit ersah, eines zu führen. Weitere werden folgen, wie das erste Mal im Linksverkehr Auto zu fahren oder mit meinem neuen Dakota 20 (ein GPS-Gerät) auf Reisen zu gehen. Natürlich werden auch ein paar Caches gefunden werden wollen...

Ich füge hier mal den Link zu GoogleMaps ein, der unsere geplante Route zeigt: Route